Spillover-Effekt – hast du davon schon gehört? Dieser Effekt bestätigt, dass Eltern Arbeit und Privatleben nicht strikt voneinander trennen können. Vielmehr beeinflussen sich beide Lebensbereiche. Für deinen Wiedereinstieg nach der Elternzeit, das nächste Mitarbeitergespräch oder das Ziel Beförderung bedeutet das: Du bist in einer exzellenten Verhandlungsposition. Denn: Als working mum bringst du wertvolle Soft Skills mit in den Arbeitsalltag ein, die du deinem Familienleben bzw. deinem Erziehungsauftrag verdankst.
Spillover-Effekt: Was ist das überhaupt?
„Der Spillover-Effekt, auch als Übertragungseffekt bekannt, beschreibt das Phänomen, bei dem die Auswirkungen einer Aktion, eines Ereignisses oder einer Entscheidung über ihre ursprünglichen Grenzen hinausgehen und andere Bereiche beeinflussen.“
Zitatquelle: https://www.impulsphase.de/wiki/spillover-effekt (01.04.25)
Auf Elternschaft bezogen bedeutet das, dass wesentliche Soft Skills, die du dir während der Fürsorge und Erziehung deines Kindes/deiner Kinder aneignest, nicht im Kinderzimmer bleiben, sondern dir auch in anderen Lebensbereichen nützlich sein können. Zum Beispiel bei der Arbeit. Du bringst also grundlegende Fähigkeiten aus der Mutter-Rolle mit in deine Arbeit ein, beispielsweise:
- Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Geduld
- Einfühlungsvermögen, emotionale Intelligenz
- Effizienz und Entscheidungsstärke
- Kommunikationskompetenz, Verhandlungsgeschick
- Konfliktlösekompetenz und Lösungsorientierung
- Organisationsstärke, Zeitmanagement, die Priorisierung von Aufgaben
- Verantwortungsbewusstsein, Durchhaltevermögen und Belastbarkeit
- Führungskompetenz
Ganz schön viel, oder?
Und ganz schön wertvoll – für dich, aber auch für deinen Arbeitgeber und dein Team!
Die Herausforderung: Elternkompetenzen im Berufsleben oft nicht erkannt
Nicht jeder Elternteil hat genau die gleichen Skills – und nicht jeder hat alle. Das ist auch völlig in Ordnung und ergibt sich aus der Familiendynamik und dem Charakter des Kindes – und der Eltern. Manche Eltern brauchen mehr Geduld, andere wiederum entwickeln mehr Verhandlungsgeschick. In erster Linie geht für dich als Mama darum, selbst zu erkennen, welche Skills, welche Fähigkeiten du als Mama entwickelt hast.
Wo liegen deine Stärken? Und erwartest du, dass du diese auch in anderen Lebensbereichen nutzen kannst?
Wenn ja, dann nennt man das Spillover-Erwartung.
Das Workfamily-Institut hat sich diesem Thema angenommen und inzwischen mehrere Studien zum Thema Elternkompetenzen im beruflichen Umfeld und dem Spillover-Effekt durchgeführt. Bei der Befragung von 120 Eltern im Jahr 2018 fand das Institut beispielsweise heraus, dass nur 4 % der Eltern keinen Spillover-Effekt erwarteten. Knapp 70 % hingegen erwarten einen starken Spillover-Effekt.
Allein die Erwartung, dass diese Kompetenzen eine positive Auswirkung auf das Berufsleben haben, reicht jedoch nicht. Unternehmen müssen diesen Schatz auch heben – heißt: Sie müssen erkennen, welche Skills ihre Mitarbeitenden mitbringen und diese gezielt fördern und fordern. Das trägt nicht nur zur Effizienzsteigerung am Arbeitsplatz bei, sondern auch zur Mitarbeiterzufriedenheit und damit auch zur Bindung der betreffenden Mütter ans Unternehmen.
Das Problem dabei: Viele Eltern sprechen ihre Kompetenzen aus der Elternschaft gar nicht aktiv an. Und von Arbeitgeber-Seite gibt es häufig noch keine Methoden oder Strategien, um das Spillover gezielt zu unterstützen.
Tatsächlich zeigen Befragungen, dass nur circa 22 % der Eltern den Eindruck haben, dass ihre Führungskraft ihre Elternkompetenzen überhaupt zur Kenntnis nimmt. Nur 15 % der Eltern sprechen ihre Kompetenzen im Mitarbeitergespräch aktiv an.

Quelle: https://workfamily-institut.de/wp-content/uploads/2022/03/Bericht_5_end.pdf, S. 4, Abb. 1.
Elternkompetenzen beim Arbeitgeber sichtbar machen: Der erste Schritt
Der erste Schritt für Eltern sollte daher sein, auf die eigenen Kompetenzen und Stärken aktiv hinzuweisen. Dafür gibt es je nach Karrierelevel und Beschäftigungsdauer unterschiedliche Gelegenheiten:
- Beim Wiedereinstieg: Du wirst nach deinen Stärken gefragt oder danach, warum du für die Position besonders gut geeignet bist. Stelle deine Stärken selbstbewusst vor und beziehe dich dabei auch auf das familiäre Umfeld, indem du Beispiele nennst. Es wird keine passende Frage gestellt? Komme von selbst auf das Thema zu sprechen, beispielsweise am Ende des Gesprächs.
- Im Mitarbeitergespräch: In der Regel finden in bestimmten Abständen Mitarbeitergespräche statt – um die Leistung zu besprechen oder auch die weitere Entwicklung oder Zielsetzung im Unternehmen. Nutze die Gelegenheit und mache darauf aufmerksam, welche Aufgaben oder Situationen du gemeistert hast, gerade weil du bestimmte Soft Skills als Mama mitbringst.
- Beim nächsten Karriereschritt: Du bewirbst dich für eine Beförderung oder wirst angesprochen – auch dann mache keinen Hehl aus deinen Eltern-Skills.
- Keine Gelegenheiten? Bringe dich selbst ins Gespräch! Es steht kein Mitarbeitergespräch oder sonstiges an? Auch dann kannst du für mehr Sichtbarkeit sorgen, indem du beispielsweise nach Meetings oder nach besonderen Erfolgen oder geschlichteten Konflikten deine Führungskraft proaktiv auf deinen Erfolg – und auch deine Elternkompetenz – hinweist. Männer machen das andauernd! Und wir Frauen dürfen lernen, das mehr zu tun.
Fazit: Sei selbstbewusst – entgegen dem Stigma „Mamas arbeiten ja nur in Teilzeit“
Dass Teilzeit-Arbeit eine Arbeit zweiter Klasse ist, ist leider immer noch ein weit verbreiteter Irrtum und ein Vorurteil, was häufig Mütter trifft. Dank der modernen Studien zum Spillover-Effekt und den Elternkompetenzen im Beruf und auch früherer Studien, beispielsweise aus dem Jahre 2006, wissen wir jedoch, dass Elternkompetenzen sich positiv auf die Arbeit und Effizienz von Eltern auswirken. Das nennt man dann auch Work-Family-Enrichment. Als Mama bist du eine wertvolle Ressource mit einem einzigartigen Profil aus beruflichen Kompetenzen und Soft Skills aus deiner Elternschaft. Zeige das! Sprich proaktiv darüber, mach dich und deine Kompetenzen sichtbar. Damit ebnest du die Bahn dafür, dass dein Arbeitgeber deine Leistungen noch besser wertschätzt – und deine Kompetenzen gezielt fördern und einsetzen kann.
Und last but not least: Indem du deine Fähigkeiten sichtbar machst, trägst du dazu bei, dass auch andere Mütter als wertvolle Fachkräfte wahrgenommen werden!
Quellen und weiterführende Links:
Junker, Nina M., Lask, Joachim E.: „Elternkompetenzen
im Mitarbeitergespräch“, aus Bericht 5/10 zur Studie „Elternkompetenzen & Arbeit“ vom 29.07.2019, https://workfamily-institut.de/wp-content/uploads/2022/03/Bericht_5_end.pdf
Work–family enrichment: an integrative review, Februar 2021, in: International Journal of Workplace Health Management: https://www.researchgate.net/publication/349605666_Work-family_enrichment_an_integrative_review
When Work And Family Are Allies: A Theory Of Work-Family Enrichment: Januar 2006 in:
Academy of Management Review 31(1):72-92: https://www.researchgate.net/publication/228079485_When_Work_And_Family_Are_Allies_A_Theory_Of_Work-Family_Enrichment