Verena Asche ist selbstständige Mama und Bloggerin. Im Interview spricht sie über ihre Selbstständigkeit, friedvolle Elternschaft und die Vereinbarkeit von Familie und Business.
Wer bist du und was genau machst du?
Ich bin Verena Asche, 31 Jahre alt und komme aus Kassel. Ich bin studierte Förderschullehrerin und habe bis Juli 2019 im staatlichen Schulsystem gearbeitet. Ich habe zwei Kinder, die 2 und 4,5 Jahre alt sind. Als die Ältere geboren wurde, habe ich angefangen, mich mit friedvoller Elternschaft auseinanderzusetzen: Zunächst mit bedürfnisorientierter Erziehung, später mit der Geburt meiner jüngeren Tochter mit der Haltung „Unerzogen“. Auf Basis dessen habe ich mich als Coach für friedvolle Elternschaft selbstständig gemacht.
Wie lange bist du schon selbstständig?
Ich nehme seit Februar 2019 an einem Programm für Mütter teil „Mama goes Business“ von Lena Busch. Sie bietet Müttern Begleitung an, die sich online eine Selbstständigkeit aufbauen wollen.
Angefangen habe ich damit, meine Reichweite aufzubauen. Ich bin inzwischen auf verschiedenen Social Media Kanälen präsent und betreibe unter www.FamilienGeflecht.de einen Blog zum Thema „Friedvolle Elternschaft“. Inzwischen biete ich Müttern Online-Coachings an, um sie dabei zu unterstützen, im Familienalltag Bedürfnisorientierung und friedvolle Elternschaft zu leben. Im Verlauf des nächsten Jahres sind außerdem Online-Kurse und Gruppencoachings geplant.
Wie bist du auf Idee für dein Business gekommen bzw. warum machst du genau das?
Warum ich genau das mache? Weil ich glaube, dass wir gefragt sind, in die Verantwortung für diese kleinen Menschen zu kommen. Ich halte eine Elternschaft mit Bestrafungs- und Belohnungssystemen, die darauf setzt, dass Kinder genau das tun, was ihre Eltern von ihnen verlangen, längst nicht mehr für zeitgemäß.
Anstatt auf Gehorsam und Manipulation zu setzen, sind wir gefragt, kleine Menschen respektvoll, wertschätzend und würdevoll in diese Welt hineinzubegleiten.
Verena Asche
Ich glaube, dass wir mit ihnen auf Augenhöhe zusammenleben sollten und dass wir allgemein Hand in Hand – in Verbindung miteinander – mit großer Empathie, mit Respekt und Wertschätzung füreinander große Probleme dieser Welt lösen sollten. Das schließt mit ein, dass wir kleinen Menschen mit einer entsprechend achtsamen und friedvollen Haltung begegnen.
Es setzt auch voraus, dass wir uns unsere eigenen Themen anschauen, transformieren und unsere Einstellung gegenüber uns selbst und den kleinen Menschen infrage stellen und reflektieren. Es gibt hierzu wundervolle Ansätze, so viel wissenschaftlichen Diskurs. Leider mahlen die Mühlen sehr langsam und alte, fiese Glaubenssätze über kleine Menschen halten sich nach wie vor standhaft.
Ich glaube, dass wir wirklich gefragt sind, unsere Sicht auf die Welt grundlegend zu ändern. Das schließt aber auch mit ein – und ist vor allem der wichtigste und allererste Schritt – dass wir anfangen uns neu mit uns selbst zu verbinden, einen liebevollen und achtsamen Umgang mit uns selbst entwickeln und beginnen, uns unseres Selbst bewusst zu leben.
Wow, vielen Dank für dieses Statement! Was war deine Motivation, dich als Mutter selbstständig zu machen?
Meine Motivation, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, basierte auf mehreren Faktoren: Zum einen habe ich inzwischen Schwierigkeiten mich mit dem staatlichen Schulsystem zu identifizieren. Ich sehe vieles, was in Schule abläuft, äußerst kritisch.
Zum anderen hätte ich meine Selbstständigkeit gerne als Nebentätigkeit aufgebaut. Als mir dies untersagt wurde, habe ich mich letztlich dafür entschieden, aus dem Beamtentum auszusteigen. Ich arbeite nun noch zwei Tage an einer freien Schule in NRW. Allerdings liegt mein gesamter Fokus jetzt auf dem Ausbau der Selbstständigkeit.
Was waren die größten Herausforderungen/Hemmnisse bei diesem Schritt?
Meine größten Herausforderungen auf meinem Weg in die Selbstständigkeit sind
- meine eigenen Glaubenssätze zu transformieren
- mich mit dem auseinanderzusetzen und zu verbinden, was da an Vorstellungen und Mindset zum Thema Verkauf, Angebote, Geld und Selbstständigkeit (selbst und ständig) in mir existieren.
Das wird wohl auch ein immerwährender Prozess sein und sich weiter fortsetzen. Es hilft mir sehr, dass ich diesen Weg mit anderen Mamas zusammen gehe, wir uns in der Gruppe austauschen und dass auch Mamas mit in der Gruppe sind, die bereits viel Weg zurück gelegt haben und kompetente Ansprechpartner sind.
Wie erlebst du persönlich die Vereinbarkeit von Familie und Selbstständigkeit?
Ich erlebe die Vereinbarung von Selbstständigkeit und Familie momentan noch als Herausforderung. Aber das liegt daran, dass mein Business derzeit noch in den Babyschuhen läuft. Grundsätzlich empfinde ich es als grandios, so viel Zeit für meine Kinder zu haben. Meine ältere Tochter lebt kigafrei, die jüngere geht zu Tageseltern. Was wir uns als Familie noch wünschen ist, dass mein Mann noch mehr bei seiner Familie sein kann. Das erhoffen wir uns durch den Ausbau des Business realisieren zu können.
Wenn du Müttern, die über eine Selbstständigkeit nachdenken bzw. gerade am Anfang stehen, zwei Gedanken mit auf den Weg geben könntest, welche wären das?
Ich würde anderen Mamas, die mit dem Gedanken spielen sich selbstständig zu machen, ans Herz legen, dass sie das mit Begleitung tun. Dass sie sich hierfür einen Coach suchen, der ihnen hilft ihr Mindset zu reflektieren, limitierende Glaubenssätze aufzuspüren und sich weiterzuentwickeln.
Ich würde mir ganz unbedingt ein Umfeld basteln, dass mich wachsen sehen will und keines, dass mich ausbremst.
Ich glaube, dass es mit dem Glauben an sich selbst steht und fällt. Es gibt wundervolle Wege, Lösungen und Möglichkeiten im Zeitalter des Internets, sich mit anderen Müttern zu verbinden, die ebenfalls auf dem Weg in die Selbstständigkeit sind.
Verena, vielen Dank für das Interview!
Und hier noch mal der Link zu Verenas Blog: www.FamilienGeflecht.de, über den du sie auch kontaktieren kannst.